Kurze
Geschichte des Ex-Libris
Das Wort und die Schreibweise „Ex Libris“ ist in den letzten
Jahrzehnten üblich geworden und entstand durch Substantivierung
von ex libris aus (dem Lateinischen „aus den Büchern“).
Es sind eigentlich lose Blätter, die dem Eigentümer eines
Buches, Einzelpersonen, Institutionen oder Gesellschaften gelegentlich
auch denjenigen bezeichnen, der das Buch verschenkt (Donatoren- oder
Erinnerungs-Ex libris, die auf den vorderen Innendeckel von Büchern-
auch Archivalien und andere Dokumente eingeklebt werden.
Mit dem Ex libris verbunden ist die Vorstellung von graphischem Bildschmuck.
Der Text aus den Blättern ist in der Regel gedruckt, im 15. und
16. Jh. auch handschriftlich eingefügt.
Neben dem Begriff „Ex Libris“, der gewöhnlich vorkommt,
finden wir auch verschiedene lateinische und deutsche Begriffe wie:
„Ex Bibliotheka“, „Ex Museo“(„Aus der
Büchersammlung“, „Aus der Bücherei“ „Aus
der Bibliothek“ oder „Bibliothek der...“ „Buch
des...“ und in neuer Zeit ganz einfach „Mein Buch“
oder „Eigentum des...“.
Diese Begriffe behaupten sich, weil sie die wesentliche Gebrauchsfunktion
des Gegenstandes erfassen, was man bei so allgemeinen Begriffen wie
Bibliothekszeichen, Buch-oder Bücherzeichen, sowie dem modernen
Begriff Büchermarke vermißt.
Als Kennzeichen des Buches oder des Besitzers, ist das Ex Libris, infolge
der tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen seit der Jahrhundertwende,
durch das wachsende Interesse des Bildungsbürgertumes am Sammeln
und Bewahren, nicht zuletzt durch den Aufschwung der Buchkunst und der
Graphik zum selbständigen Sammelobjekt geworden.
Eine Aufgabe der Forschung aber muß es bleiben, die historische
Funktion und die ursprüngliche enge Beziehung zum Buch und seinen
Besitzern, sowie zu den Bibliotheken nicht aus den Augen zu verlieren.
Die dem Ex Libris verwandten Formen reichen von der handschriftlichen
Eintragung über den Stempel, vom rein topographischen Blatt bis
zum großformatigen Kupferstich, vom Luxus bis- zum Schenkungsexlibris,
vom Supralibros bis zum Schließenexlibris.
Die älteste Form der Kennzeichnung von Bucheigentum ist die auch
heute noch übliche handschriftliche Eintragung, die seit dem 19.
Jahrhundert durch den Stempel abgelöst wurde.
Buchbesitz durch ein Ex Libris zu kennzeichnen war immer nur eine Möglichkeit
von mehreren. In den vergangenen Jahrhunderten kam meist noch eine Form
hinzu, für die sich, wiel der Besitz äußerlich gekennzeichnet
wurde, der Begriff „Superexlibris“ (Außerexlibris)durchgesetzt.
In den Zeiten, als sich Buchbesitzer ihre Bücher selbst einbinden
ließen, wurde auf dem Bucheinband (meist dem Vorderdeckel) ein
Wappen, eine Devise, ein Name (Initialen, Monogramm) in Blinddruck,
oft eingefärbt oder vergoldet, eingeprägt.
Das Supralibros ist eine sehr repräsentative Form der Eigentumskennzeichnung,
die seit dem 16. Jh. für Bibliotheken von Klöstern und Adelsitzen
verbreitet war, wo Wert auf eine einheitliche Gestaltung der Einbände
geklebt wurde. Diese dem Ex Libris nahestehende Verwendung ist aber
aus der Einbandkunst erwachsen.
Das Ex Libris hat eine Aufgabe, und nur ,wenn wir diese in den Mittelpunkt
unserer Betrachtung stellen, erschließt sich uns das Besondere,
hebt sich das Ex Libris über seine künstlerische Bedeutung
hinaus.
Die Funktion des Ex Libris führt uns in soziale-und kulturhistorische
Bereiche und öffnet den Blick auf seine Vielschichtigkeit. Das
ältere Ex Libris bringt uns vor allem die Buchbesitzer und-liebhaber
die Geschichte ihrer Sammlungen und Bibliotheken näher. Das moderne
Ex Libris hingegen hat seine eigentliche kulturhistorische Funktion
nicht zu bewahren gewußt. Zu den Buchbesitzern kamen die Ex Librissammler
bei denen das Interesse an der Graphik dominierte. Jedes Buch, jeder
Büchersammler und jede Büchersammlung hat ein eigenes Schicksal.
Das Ex Libris ist uns eine zuverläßige Hilfe, das zu erkennen
und nachzuempfinden. Es führt uns immer wieder zum Buch zurück,
verhilft einem bestimmten Exemplar zu einem individuellen Gesicht und
einer eigenen Geschichte unabhängig davon, unter welchem Aspekt
wir es betrachten werden: unter dem des Eigners, des Künstlers,
des Motivs.
Jede große Bibliothek mit historisch gewachsenem Bestand besitzt
eine Vielzahl von Provenienz-Exemplaren. Diese Bücher waren ihren
Besitzern kostbar und wichtig, und sie kennzeichneten sie deshalb ausdrücklich
als ihr Eigentum. Groß ist auch die Zahl der gedruckten Ex Libris
in Büchern, die uns auf ihre Vorbesitzer verweisen. Da treffen
wir auf alte Ex Libris aus dem 15. Jh. und damit auf Bücher, die
einst Hildebrandt Brandenburg und Wilhelm von Zell gehörten. Das
von Johann Knabensberg , genannt Igler, um 1480 in Süddeutschland
geschaffene Blatt, ist eines der ältesten Holzschnitt-Ex Libris.
Es zählt zu den „redenden Ex Libris“ eine Kunst, die
aus der bildlichen Umsetzung des Eignernamens erwachsen ist. Über
dem braunen Igel auf grünem Rasen ist im Schriftband, das für
die spätgotische Kunstperiode charakteristisch ist, folgender Text
zu lesen:“hanns igler. das dich ein igel küs“.Warum
sich der Johann Knabensberg aus dem bayerischen Schönstedt Igler
nannte, ist nicht bekannt. Er selbst verwendete in seinen Eintragungen
gern diesen Zusatz. Auch auf seinem Grabstein ist ein Igel dargestellt.
Die erste große Blütezeit der Buchillustration und Buchgestaltung
fällt in die erste Hälfte des 16. Jh.. Diese Blütezeit
wird von namhaften Künstlern bestimmt, die auch Ex Libris hinterlassen
haben wie: Albrecht Dürer,
Lucas Cranach, Barthel Beham, Jost Amman, Hans Baldung Green, Hans Holbein
d. Junge u.a.
Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens zu Anfang
des16.Jahrhundert standen die Humanisten, die eine enge Beziehung zum
Buch und zum Buchbesitz hatten und als Exlibriseigner neben weltlichen
und geistlichen Würdenträgern in Erscheinung traten. Erstmals
in der Geschichte des Exlibris wird die enge Beziehung zwischen Künstler
und Auftraggeber deutlich, die in der Umsetzung bestimmter künstlerischer
Ideen ihren Ausdruck fand. Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist
Albrecht Dürer.
Im 17.Jh. nimmt die Zahl der für Kirchenbibliotheken und kirchliche
Würdenträger geschaffenen Exlibris deutlich zu. Wappen, Ornamente,
Porträts werden auch für kirchliche Auftraggeber verwendet.
Gegen Ende des 17.Jh. und im Verlauf der 18.Jh. erringt das Bürgertum
die führende Position in Wissenschaft und Kultur, und es gelingt
ihm, sich vom Vorbild des Adels zu lösen und auf allen Gebieten
seinem eigenen Lebensanspruch Ausdruck zu verleihen. Ein rascher Anstieg
der Buchproduktion, eine weite Verbreitung von Zeitschriften und Zeitungen,
eine weite Wirksamkeit von Gesellschaften und Zirkeln- die sich übrigens
ebenfalls Exlibris anfertigen ließen- bezeugen die tiefgreifenden
Veränderungen.
Das 18. Jh. beschert uns eine weitere Steigung der Zahl der Exlibris.
Wir begegnen einer Fülle neuer Sujets, geprägt von den Stilrichtungen
des Rokoko und des Klassizismus. Das Buch als Sujet für die Gestaltung
eines Exlibris spielt erst seit dem 18.Jh. eine Rolle. Für das
Exlibris bietet sich die Darstellung von Bibliotheksräumen an.
Wir wissen, daß Goethe in späteren Jahren ein Exlibris für
seine Büchersammlung nutzte. Während durch die Jahrhunderte
die Exlibris als Eigentumsvermerke tatsächlich in die Bücher
geklebt wurden, erfuhren sie, Ende des 19. Jh. eine neue Blütezeit
und zwar dadurch , daß viele nun nicht mehr nur auf die Innenseite
des Vorderdeckels in das Buch gelangten, sondern sich zum Sammelobjekt
entwickelten.
Die Motive sind praktisch unbegrenzt: Anklänge an den Namen, den
Beruf, den Wohnort, Landschaften, Blumen, berühmte Personen und
Vieles mehr. Durch den Tausch der Blätter-eigener und fremder-
entwickeln sich riesige Sammlungen. Berühmte Künstler hinterließen
uns wertvolle Blätter, die auch in die Gegenwart hineinwirken.
Nach dem Krieg ist die Kunst des Exlibris schnell wieder aufgeblüht.
Es entstanden Vereinigungen, die sich der Bibliophilie und dem Ex Libris
widmeten. Die Deutsche Exlibrisgesellschaft wurde 1891 in Berlin gegründet.
Seit einigen Jahrzehnten vereint die internationale Föderation
der Exlibrisgesellschaften (F.I.S.A.E.) Sammler aus der ganzen Welt,
aus allen europäischen Ländern und von den USA bis China,
Japan und Neuseeland.
Die Sammler pflegen untereinander einen regen Tauschbriefwechsel, so
daß das Ex Libris inzwischen ein gewisses Eigenleben bekommen
hat, obwohl es die Verbindung zum Buch nicht ganz verloren hat.
Themen:
Musik im Ex Libris
Erotica
Don Quijote, Wein und Rebe
Dichter, Schriftsteller und Künstler etc.
Bibliographie
„Deutsche Ex Libris“ Anneliese Schmitt
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